Mehr Smartphone-Kompetenz für Kinder und Eltern!


 

Spannender und kurzweiliger Digital-Tag am Geschwister-Scholl-Gymnasium: Der Digitaltrainer Hendrik Odendahl informierte ca. 250 Eltern und 400 Schüler über die enormen Risiken und erstaunlichen Chancen der inzwischen weitverbreiteten Smartphone-Nutzung durch Schülerinnen und Schüler – und gab ganz konkrete Tipps für einen besseren digitalen Alltag in Schule und Familie. Schulleitung und Elternbeirat arbeiten Hand in Hand in Sachen Medienkompetenz!

Whatsapp, Spiele und YouTube überall: Immer mehr Schülerinnen und Schüler bekommen von Ihren Eltern Smartphones geschenkt – und nutzen es sofort nach Kräften. Doch der Einstieg ins Internet verläuft für viele Kinder früher oder später problematisch, was leider oft im Verborgenen bleibt und erst zum Vorschein kommt, wenn es zu spät ist. Da hilft nur geballte Medienkompetenz, wie sie der Digitaltrainer Hendrik Odendahl (www.digitaltraining.de) am 06. und 07.11.2019 sowohl Schülern als auch Eltern mit Ausdauer und viel Humor vermittelt hat.

Viele Eltern haben wenig Einblick in die digitale Lebenswelt ihrer Kinder

Zu Beginn des Elternabends erläuterten der Dozent erst einmal die Problemstellung: In der Öffentlichkeit wird das Thema Smartphone-Nutzung von Kindern sehr kontrovers diskutiert: Die einen dächten, je früher die Kinder damit anfingen, desto besser könnten sie wichtige Kompetenzen für die digitale Zukunft erwerben; andere machten grundsätzlich jede Art von Smartphone-Nutzung dafür verantwortlich, dass die Kinder „dick, dumm, krank, faul und traurig“ würden – und würden Smartphones am liebsten verbieten oder wegsperren, bis die Kinder erwachsen sind. Doch Smartphones haben sich so schnell unter Kindern verbreitet, dass wissenschaftlich belastbare Aussagen über die Auswirkungen von deren Smartphone-Nutzung noch ausstünden – also läge es an den Eltern, in der Zwischenzeit selbst einen vernünftigen Weg für die eigene Medienerziehung zu finden. Um dies zu tun, müsse man aber erst einmal verstehen, was die Kinder im Internet eigentlich tatsächlich machen – denn mit dem Smartphone könne man natürlich sehr viel mehr tun als nur mobil zu telefonieren.

Bibi, Gronkh & Simon Desue: Für die Kinder Stars, den Eltern unbekannt

Um zu erkennen, was viele Schüler heute an Smartphones so attraktiv finden, entführte Odendahl die Zuhörer in die digitale Lebenswelt der Kinder: Er stellte unter den Schülern allseits bekannte YouTube-Stars wie Bibi, Gronkh, Simon Desue oder Lisa & Lena ebenso vor wie die gängigen Social-Media-Plattformen Instagram, Snapchat und TikTok. Für viele Eltern offenbarte dieser Ausflug in die bunte digitale Lebenswelt der Jugend völlig neue Erkenntnisse – was zeigt, wie wenig viele Eltern zuvor tatsächlich über den digitalen Alltag ihrer Kinder gewusst hatten. Laut dem Digitaltrainer fehlen aber auch den Kindern in der Regel grundlegende Kenntnisse über die Medien, die sie tagtäglich viele Stunden nutzen: So berichtete er, dass nur sehr wenige Kinder in den 5. und 6. Klassen wissen, wie Google und Facebook – ihres Zeichens die Mutterkonzerne von YouTube und Whatsapp und gleichzeitig die beiden derzeit reichsten Firmen der Welt – eigentlich so viel Geld verdienen: Indem sie von jedem einzelnen Nutzer extrem detaillierte Daten-Profile anlegen und diese sehr lukrativ an die Werbe-Industrie verkaufen. Die Kinder zahlen also doch für die Nutzung der großen Internet-Plattformen: Zwar nicht mit Euro, aber mit ihren privaten Daten – und vor allem mit der Preisgabe nahezu aller ihrer Interessen.

Vielen Eltern ist erstaunlich unwichtig, was ihre Kinder auf dem Smartphone sehen können

Außerdem berichtete der Digitaltrainer, dass überraschend viele Kinder angeben, von ihren Eltern weder vor, bei oder nach der Übergabe des Smartphones wirklich ausführlich darüber informiert worden zu sein, welche Inhalte man im Internet ansehen dürfe und welche nicht – was eigentlich schon ein wenig merkwürdig sei, denn mit dem Smartphone lassen sich kinderleicht auch nicht altersgemäße Inhalte wie Pornos jeder Couleur oder allerbrutalste Gewalt-Videos ansehen. Der Medienpädagoge führte aus, dass dieser „medienerzieherische blinde Fleck“ vor allem an der Erfahrung der Eltern in deren eigener Kindheit liege: Damals gab es ganz einfach noch keine Smartphones, so dass das Verständnis für diese Risiken teilweise komplett fehle.

Es gibt keinen guten Grund für ein Smartphone im Kinderbett – aber viele schlechte

Eine ähnliche elterliche Unbekümmertheit gelte für das zeitliche Ausmaß der Nutzung digitaler Medien: Etwa dreiviertel der jugendlichen Smartphone-Besitzer (also drei von vier Schülern) hatten in den Workshops zuvor angegeben, dass sie ihr Smartphone sogar nachts im oder am Bett behalten dürften. Das ist laut Odendahl aber eine ausgesprochen bedenkliche Entwicklung, denn nachgewiesenermaßen schlafen die Kinder deshalb heute weniger als noch vor wenigen Jahren. Kein Wunder: Wer etwa durch eine Auseinandersetzung im Klassen-Chat oder ein nicht unbedingt jugendfreies Video emotional aufgewühlt ist, schlafe nun einmal schlechter ein; hinzukomme, dass der blaue Anteil am Display-Licht den Schlafrhythmus zusätzlich störe. Schlafmangel und Konzentrationsschwächen seien die Folge – was dann besonders die Lehrer am nächsten Tag zu spüren bekämen. Odendahl empfahl daher sehr eindringlich, alle Smartphones der Familie über Nacht an zentraler Stelle im Wohnzimmer oder Flur aufzuladen – natürlich gilt das auch für die Eltern!

Mit Spaß und Vertrauen: Eltern und Kinder sollten die digitale Welt gemeinsam entdecken

Der ehemalige Informatik- und Vertrauenslehrer Odendahl führte obendrein eindrucksvoll aus, welch enormes Potential neue digitale Technologien für unsere Gesellschaft und Wirtschaft haben – so dass man sich im Interesse der Kinder auch selbst für digitale Trend-Themen interessieren sollte und seine Kinder unterstützen sollte, wenn sie sich produktiv und/oder kreativ mit digitalen Medien beschäftigen. Dann fällt es auch leichter, den bei Digitalthemen sonst so oft stockenden Kommunikationsfluss zwischen Eltern und Kindern wieder in Gang zu bringen. Feste Regeln (siehe www.mediennutzungsvertrag.de) helfen dabei beiden Seiten – sie gelten natürlich auch für die Eltern. Zudem sollte man die Optionen aller Apps so einstellen, dass sie für minderjährige Nutzer besser und sicherer zu nutzen sind. Als zuverlässige Informationsquellen dafür und für weiteres medienpädagogisches Wissen führte Odendahl Webseiten wie www.klicksafe.de, www.medien-sicher.de oder www.handysektor.de an.

Die teilnehmenden Eltern waren sichtlich dankbar für die nützlichen Tipps, die sie während des Infoabends erhalten haben. Auch der Elternbeirat war am Ende der Veranstaltung hochzufrieden – allein der Publikumszuspruch spricht Bände – und freute sich über zahlreiche Spenden zur Finanzierung des Abends. Am Ende steht der gemeinsame Wunsch von Elternbeirat und Schulleitung das Projekt auch im nächsten Schuljahr weiter zu führen.