Antirassismus-Projekt mit der Klasse 9a


 

1. Workshop zum anatolischen Folkloretanz

Im ersten Workshop, der am 19.10.2022 um 13:30 Uhr stattfand, durften die SuS der untersuchten Klasse einen traditionellen türkischen Folkloretanzworkshop durchführen. Zwei externe Leiter der anatolischen Volkstanzgruppe “Nürnberg Türk Halk Oyunlari Toplulugu” wurden dafür an die Schule eingeladen. Die Veranstaltung fand in der alten Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Röthenbach an der Pegnitz statt. Der Workshop begann zunächst mit der Geschichte des anatolischen Tanzes. Dafür wurden die unterschiedlichen Gebiete der Türkei auf einer Karte mit ihren traditionellen Tänzen aufgeführt und erklärt. Die Tänze haben unterschiedliche Bedeutungen. Sie sind vor allem geprägt durch Naturereignisse, Lebenserfahrungen, Liebesgeschichten oder Probleme der Bevölkerung. Daher entstanden unterschiedliche Tanzstile. Der Tanz „Bar” stammt aus Nordostanatolien. „Çiftetelli”, verwandt mit dem griechischen „Tsifteteli”, ist ein Bauchtanz aus den westtürkischen Städten, der in osmanischer Zeit entstand. „Halay” wird in der östlichen Mittelmeerregion, in Ost-, Südost- und Zentralanatolien getanzt. „Halay” ist der am weitesten verbreitete Tanzstil und sehr bekannt. „Hora” kommt aus der westlichen Marmararegion. „Horon” entstand in der östlichen Schwarzmeerregion und ist das Markenzeichen der türkischstämmigen Menschen im Schwarzmeerbereich. „Kaşık Karşılama” ist ebenfalls in der Schwarzmeerregion und im westlichen Zentral- und Südanatolien verbreitet. „Kolbastı” ist ein schneller und energievoller Tanz, der ebenfalls aus der östlichen Schwarzmeerregion um die Stadt Trabzon stammt. „Kafkas Oyunları” stammt aus der Provinz Ardahan, Iğdır und Kars. „Zeybek” wird vor allem in der westlichen Mittelmeerregion getanzt.

Nachdem die SuS die Geschichte dieser Tanzarten kennengelernt hatten, begann der praktische Teil dieser Veranstaltung. Sie durften diese Tanzstile ausprobieren und wurden durch die Leiter trainiert. Zu jedem Schritt wurde die Geschichte des Schrittes erklärt. Ursprünglich wurden die Tänze unter anderem auf Verlobungsfeiern, Hochzeiten oder besonderen Events vorgeführt. Dies hat sich bis zur heutigen Zeit erhalten. In den Tanzschritten sind oft Darstellungen des Wassers, des Regens, der Pflanzen, der Tiere und der Ernte erkennbar. Auch das Melken einer Kuh oder das Backen eines Brotes sind eingebaut. Aber auch alltägliche Probleme, vor allem der Dorfbewohner, werden in Tanzbewegungen wiedergegeben.
Die SuS der 9. Klasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums tanzten die Schritte aus den unterschiedlichen Tanzstilen nach und wussten, dass mit jeder Bewegung eine Geschichte erzählt wird. Damit kamen sie in Berührung mit der Kultur Anatoliens und verstanden die Emotionen hinter dem Folkloretanz. Sie können nachvollziehen, warum diese Tänze so entstanden sind. Es ist positiv überraschend, dass die SuS mit Begeisterung dabei sind und die Motivation durch die Gruppendynamik noch gestärkt wird. Folkloretänze machen besonders in Gruppen viel Freude. Alle SuS machen mit und hören interessiert zu. Sie sammeln persönliche Erfahrungen, indem sie es am eigenen Körper ausprobieren dürfen. Die Offenheit der SuS hat Wirkung. Mit eineinhalb Stunden aktiver Teilhabe wird die Veranstaltung mit positivem Feedback seitens der SuS beendet.

2. Workshop zum indischen Instrument Sitar

Am 27.10.2022 findet am Vormittag der Workshop zum indischen Instrument Sitar im Klassenzimmer der 9. Klasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums statt. Hierfür wird der Musiklehrer Christian Kathrein aus der Musikschule Fürth eingeladen. Zunächst stellt dieser sich vor und beschreibt seinen Aufenthalt in Indien in Zeitraum seines 20. bis 25. Lebensjahr. Das Instrument Sitar hatte er damals mit nach Indien genommen, um es dort von einem Meister beigebracht zu bekommen. Die SuS hören interessiert zu. „Sitar” stammt aus dem Persischen („Setar”), welches ab dem 13. Jahrhundert als Hofsprache in Nordindien galt. Das Instrument wurde vor allem für persische und hinduistische Melodien verwendet. Außerdem hat es einen muslimischen Hintergrund. Das Besondere an dem Instrument ist, dass morgens, mittags und abends unterschiedliche Melodien und Töne gespielt werden. Es gibt das „Morgenraga”, „Mittagaraga” und „Abendraga”. Das heißt, die Sitar wird zu jeder Melodie und für den entsprechenden Raga neu gestimmt. Die Resonanzsaiten (Taraf) werden dabei auf die gerade verwendete Skala gestimmt. Die längste Saite ist der Grundton, und die darunterliegende Septime wird dann aufwärts bis zur hohen Terz gestimmt. Manche Töne können dabei in der mittleren Oktave doppelt gestimmt werden. Die Sitar hat heute normalerweise zwischen 18 und 20 Saiten. Bis zu 13 Resonanzseiten verlaufen unterhalb der Bundstäbe. Der Grundton kann damit individuell gewählt werden.

Nachdem der Workshopleiter die Geschichte, sowie das Stimmen und den Aufbau des Instruments beschrieben hat, dürfen die SuS sich mit der Spielweise des Instruments beschäftigen. Der Leiter bittet die SuS der 9. Klasse die Position des Spielens einzunehmen. Sie sitzen mit überschlagenen Beinen auf dem Boden. Die Sitar liegt dabei auf dem linken Fuß, des mit überkreuzten Beinen sitzenden Spielers. Oftmals zieht man dafür die Socken aus, damit das Instrument nicht rutscht. Das Instrument wird schräg gehalten, und die linke Hand greift die Saiten hinter den Bünden. Die Saiten werden dann schließlich mit dem Plektrum aus Draht angeschlagen. Im Anschluss spielt der Leiter den Morgenraga und Abendraga vor, um den SuS den Unterschied zu zeigen. Dafür muss er für beide Ragas jeweils einzeln stimmen. Die SuS dürfen zuhören. Nachdem Vorspiel werden Fragen gestellt und die Geschichte darüber erzählt.

Gegen Ende der Veranstaltung traut sich dann ein Schüler zu fragen, ob der Leiter Christian früher lange Haare trug, da er ihn als die Person seiner Zukunft sieht und auch gerne so werden möchte. Dies zeigt, dass Musik und die persönliche Berührung mit anderen Kulturen einige Emotionen bewirken können.

3. Ausflug mit der Mittelschule

Die dritte Veranstaltung ist ein Ausflug, der am 24.10.2022, stattfindet. Die SuS dürfen in Nürnberg über City Games Nürnberg mit den SuS der Willkommensklasse der Geschwister-Scholl-Mittelschule in Röthenbach an der Pegnitz eine Escape City Tour machen. Hierfür haben sich SuS und Lehrkräfte zunächst um 08:45 Uhr morgens in der Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums getroffen. Gemeinsam wird mit dem Zug nach Nürnberg gefahren, wo bereits die Spielleitung des City Games Nürnberg wartet. Insgesamt sind es 40 SuS, 20 SuS aus dem Gymnasium und 20 SuS aus der Mittelschule. Die Deutschklasse besteht aus geflüchteten Kindern, einer heterogenen Gruppe, die erst seit drei Jahren in Deutschland sind, aber sich bereits auf Deutsch unterhalten können. In der Stadt werden die 40 SuS in Gruppen eingeteilt, wobei die Gruppen mit SuS des Gymnasiums und der Mittelschule durchmischt werden. Das Ziel ist, dass innerhalb der Gruppen eine Zusammenarbeit zwischen den SuS der 9. Klasse und den geflüchteten Kindern der Mittelschule entsteht. Sie sollen die Aufgaben der Escape City Tour gemeinsam lösen, was nur in enger Zusammenarbeit möglich ist. Das heißt, die SuS sind gezwungen miteinander zu kommunizieren und Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Da die Kinder der Willkommensklasse/Deutschklasse alle eine Migrationsgeschichte aufweisen, begegnen die SuS der Klasse 9A hier ebenfalls unterschiedliche Kulturen und Traditionen, vielleicht auch anderem kulturellen Temperament. Schließlich arbeiten die SuS doch zusammen und man merkt: je mehr Zeit vergeht, desto näher kommen sich die SuS und lassen ich aufeinander ein. Der Prozess war sehr spannend zu beobachten.

(Funda Bahadir)