Der Iran: Fremd und Freundlich – Mit dem Fahrrad vom Ararat nach Teheran


Am 09.11.2016 präsentierte Studienrätin Ursula Becker eine digitale Bilderschau ihrer beeindruckenden Radreise durch den Nord-Iran in der kleinen Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Röthenbach.

Vielleicht gilt der vom Krieg gezeichnete Iran nicht als Reiseziel erster Wahl unter Touristen. Schon gleich nicht wenn die Rundreise per Fahrrad erfolgt. Ursula und Hans Becker jedoch begaben sich im Sommer 2015 für 5 Wochen auf eine 1500 Kilometer lange Radtour, um den Iran von einer anderen Seite, als der, wie man das Land aus den Medien kennt, zu erfahren und einen neuen Blickwinkel einzunehmen.

Mit der ansprechenden musikuntermalten Bilderschau gewährte sie den Zuschauern Einblick in die Impressionen der Städte Tabriz und Ardabil, dem Feuerheiligtum Tacht-e-Soleiman, Teheran und der Oasenstadt Esfahan mit ihren beispiellosen Denkmälern islamischer Architektur.

Der Iran ist eines der zentralen Länder entlang der ehemaligen Seidenstraße. Im Vergleich zu den umgebenden islamischen Ländern herrscht im Iran nicht die sunnitische, sondern die schiitische Glaubensrichtung vor. Heute sind von den circa 78 Millionen Einwohnern etwa 70% der Bevölkerung unter 25 Jahre alt.

Ausgangspunkt der Reise ist der Ararat im Osten der Türkei. Eine geplante Besteigung des 5137m hohen Berges konnte aufgrund der politischen Lage jedoch nicht umgesetzt werden. So überquerten die Radler die nahe gelegene Grenze zum Iran. Dabei ist diese Art zu Reisen alles andere als komfortabel. Der Zahlungsverkehr mit Kreditkarte ist nicht möglich, heiße Temperaturen (der Tacho erreicht tagsüber über 40 Grad) herrschen, riskante Fahrmanöver in den Städten stellen eine Herausforderung für die Teilnahme am Straßenverkehr dar. Entlohnt wird man durch die nahezu unbeschreibliche Herzlichkeit der gastfreundlichen Menschen.

Eine kleine Reparatur an der Gangschaltung ermöglicht schon die erste hilfsbereite Kontaktaufnahme in der Fahrradwerkstatt. Überhaupt scheinen Fahrradfahrer im Iran überaus willkommen zu sein, so trifft man auch immer wieder auf Radfahrende anderer Nationalitäten. Die Einheimischen helfen stets großzügig weiter, bieten Essen, Obst oder Wasser an, selbst Autofahrer halten an um zum Übernachten bei sich einzuladen.

Eine 80 Kilometer weite Etappe führt zunächst nach Tabriz, in der Provinz Azerbeijan. Im 14. Jahrhundert war es Hauptstadt des Reiches und darüber hinaus eine wichtige Handelsstadt Persiens. Der Bazar von Tabriz mit seinen Gewölbegängen, Geschäften und Hofanlagen ist UNESCO Weltkulturerbe. Edle Seidenstoffe in vielen Farben, die als Umhänge dienen, oder Teppiche, Stickbilder und Köstlichkeiten wie Abghust, ein traditioneller Eintopf sind dort zu finden. Das Einkaufen wird von Santoormusik begleitet.

Orte, die zu weit von der Route abweichen werden mit dem günstigen Taxi erreicht. Im 300km entfernten Tacht-e-Soleiman liegt eine uralte Kultstätte aus dem 6. Jahrhundert auf 2200m Höhe in vulkanisch aktivem Gebiet.

Die Landschaft ist im Sommer weitgehend ausgetrocknet, verschieden farbiger Sandstein zeichnet Muster in kahle Hügel. Ausgetrocknete Salzseen, abgeerntete Felder, weite Ebenen, aber auch fruchtbare Flusstäler und Berge prägen die Landschaft. Für die Nacht wird das Zelt mit Blick auf den Sabalan, den 4800m hohen Vulkankegel errichtet, nachdem dieser schon auf 1400m umrundet wurde. Weiter geht es nach Ardabil, den quirligen Hauptort des Nordostens. Dort befindet sich das Mausoleum von Sheikh Safi od-in, der 1334 in Ardabil verstarb. Der fliesengeschmückte Innenhof ist ein wunderschönes Beispiel islamischer Architektur.

Unweit von Ardabil liegen die Thermalquellen von Sar-e Eyn, die bei einer Wassertemperatur von 45 Grad zum Entspannen einladen. Iranerinnen und Iraner baden in getrennten Anlagen. Vor Erreichen der Küstenregion am Kaspischen Meer muss das Alborz Gebirge überwunden werden. Diese bis auf 5600m Höhe aufragende Bergkette bildet eine Klimascheide zwischen feuchter, subtropischer Luft im Norden und trockenheißer Luft im Süden. Die Straße von Chalchal nach Asalem trägt den Namen „Straße ins Paradies“ und gilt als schönste Bergstrecke Irans. Grüne Wälder, die an die Fränkische Schweiz erinnern, tun sich vor dem Auge auf. Am größten See der Erde hat man die Wahl zwischen Stör-Kebab oder Kaviar. Teestuben laden zum Verweilen ein, an den Ausläufern des Gebirges liegt Lahijan, die Hauptstadt des Teeanbaus. An Höhenmeter nicht genug (im ganzen wurden 10946 Höhenmeter absolviert) ging es ins Skigebiet Dizin, das in den Wintermonaten beliebt bei den Teheranern ist und auf 3600m liegt. Eine weitere Etappe lag im mit dem Überlandbus erreichbaren Esfahan, einer Oasenstadt und kulturellen Perle des Iran, um den Ali Qapu Palast, und die Lotfollah Moschee mit ihrer imposanten Kuppel zu besichtigen. All die Aufnahmen versetzten die Zuschauer in Bewunderung eines für viele fremden Landes, dessen freundliche Seiten durch Ursula Becker zugänglich wurden. Wieder einmal schaffte sie es, ihren Blick auf ein Land aus einer anderen Perspektive zu richten.

Für orientalische Leckereien sorgte der Förderverein des Gymnasiums.