Veranstaltung am Geschwister-Scholl-Gymnasium mit MdB Marlene Mortler im Rahmen des EU-Projekttages (28.03.2019)


 

Der EU-Projekttag wird seit der deutschen Ratspräsidentschaft 2007 jährlich gemeinsam von Bund und Ländern ausgerichtet, um jungen Menschen die Europäische Union näher zu bringen. Seitdem besuchen Politikerinnen und Politiker Schulen und diskutieren mit den Jugendlichen über Europa. Am Geschwister-Scholl-Gymnasium Röthenbach stand den Schülerinnen und Schülern der neunten und zehnten Jahrgangsstufen MdB Marlene Mortler Rede und Antwort. Die Politikerin, die seit 2002 dem Deutschen Bundestag angehört und sich dort unter anderem als Agrarexpertin einen Namen gemacht hat, möchte nun von Berlin nach Straßburg wechseln. Ihre langjährigen Erfahrungen im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft kommen Mortler dabei zugute.

Schulleiter Berthold blickte zurück in das Jahr 1989. Er war damals 17 Jahre jung und aufgewachsen in dem zweigeteilten Deutschland. An die heute etwa gleichaltrigen Schülerinnen und Schüler seiner Schule gerichtet, stellte er fest : „Für euch sind ein vereintes Deutschland und Frieden in Europa ganz selbstverständlich. Ihr kennt es nicht anders. 2019 jährt sich nun zum dreißigsten Mal der friedliche Fall des Eisernen Vorhangs. Dieses Jahrhundertereignis hat das Zusammenwachsen der Gründerstaaten mit unseren mittel- und osteuropäischen Nachbarn ermöglicht.“ Die Hymne der EU („Ode an die Freude“), gesungen von den Chören des Geschwister-Scholl-Gymnasiums unter der Leitung von Priska Wagner-Paulus und Sarah Högner, bekräftigte das Ja der Röthenbacher Schulfamilie zu Europa.

Marlene Mortler, geb. 1955, griff die einleitenden Worte von OStD Berthold auf und erinnerte an die Nachkriegszeit: „Europa war am Boden. Jede Familie hatte Kriegstote zu beklagen und es herrschten Perspektivlosigkeit und Hunger.“ Die europäische Integration sorgte für Frieden, Sicherheit und Stabilität. In ihren weiteren Ausführungen wies die Bundestagsabgeordnete auf die Erfolgsgeschichte der Europäischen Gemeinschaft hin und zeigte deren Vorzüge auf, von denen jeder profitieren konnte. Mit Beginn des Binnenmarktes stieg der wirtschaftliche Wohlstand. Das vereinte Europa sei allerdings zu keiner Zeit nur ein materielles, sondern immer auch ein ideelles und völkerverbindendes Projekt gewesen. Mortler selbst stehe mit ihrer Brieffreundin aus Malta, die sie noch aus ihrer Schulzeit kennt, seit über 50 Jahren in Kontakt. Die CSU-Politikerin, auf dem elterlichen Bauernhof in Dehnberg aufgewachsen, verglich Europa mit einer Großfamilie. Funktionieren könne ein solches Modell nur, wenn Mitglieder der Familie nicht nur das Beste für sich selbst heraussuchen, sondern gemeinsam die Probleme bewältigen. Es sei laut Mortler ein ständiges„Geben und Nehmen“. Bezogen auf den Brexit warnte sie vor den nationalen Egoismen, die den europäischen Gedanken gefährden können. Der Austritt Großbritanniens aus der Union zeige, was passiert, wenn man die europäische Idee in Frage stelle und auf Populisten höre. Für die EU steht bei den anstehenden Parlamentswahlen einiges auf dem Spiel und es gibt viele Unwägbarkeiten.

Bei der Diskussionsrunde erfragten die interessierten Jugendlichen die Meinung Mortlers zu der gerade verabschiedeten EU-Urheberrechtsreform mitsamt den umstrittenen Artikeln 11 und 13. Während die einen die Reform begrüßten, gingen vor allem junge Menschen unter dem Motto „Rettet das Internet“ und „Stoppt die Zensur“ auf die Straße. Kritische Schülerstimmen beklagten auch am Geschwister-Scholl-Gymnasium, dass das EU-Parlament mit seinem Votum die Einwände der jungen Generation ignoriert habe und Uploadfilter die Gefahr bergen, als Zensurinstrumente missbraucht zu werden. Die Politikerin wies darauf hin, dass es bei der Urheberrechtsreform nicht um Zensur gehe, sondern um einen fairen Ausgleich zwischen Nutzern, Plattformen und Unternehmen. „Vor allem sollen die Werke der Kreativwirtschaft geschützt werden“, sagte Mortler. Was in der analogen Welt gelte, müsse auch in der digitalen Welt geregelt sein.

Fragen an die Drogenbeauftragte

Das Thema Cannabis-Legalisierung hat in den letzten Monaten wieder an Fahrt aufgenommen. Als Drogenbeauftragte der Bundesregierung sprach sich Mortler vor den Anwesenden klar dagegen aus: „Studien zeigen deutlich, welche ernstzunehmenden Auswirkungen der Cannabiskonsum auf die Gehirnentwicklung Jugendlicher haben kann“, so die Bundestagsabgeordnete. Statt über die Legalisierung zu diskutieren, sollte frühzeitig eine gezielte Aufklärung erfolgen. Dass es seit zwei Jahren in Deutschland Cannabis auf Rezept gebe, und die Nachfrage steige, dürfe dies nicht den Eindruck erwecken, Cannabis sei als Droge harmlos. Schüler des P-Seminars Chemie beschäftigen sich seit mehr als einem halben Jahr mit dem Thema „Cannabis – von der pharmazeutischen Droge zum fertigen Arzneimittel“. Unterstützt werden die Scholl-Schüler dabei von Apotheker Ralf Schabik, der von Altdorf ans Geschwister-Scholl-Gymnasium gekommen war, um an der Diskussion mit Marlene Mortler teilzunehmen. Er stellte klar, dass Cannabis als Medizin in keiner Weise mit der Droge zu vergleichen ist. Es sei, so Schabik, ein Unterschied, ob das Mittel oral eingenommen oder inhaliert werde. Auf Nachfrage von Seiten der Oberstufenschüler bestätigte der promovierte Pharmazeut die sehr genauen Qualitätskontrollen, die heute von den Apotheken durchgeführt werden müssen, begrüßte aber das erweiterte Behandlungsspektrum beispielsweise im Rahmen einer Schmerztherapie, wenn dadurch schwerwiegende Symptome gelindert werden können.